Der Schwimmer by John Henry Mackay
Autor:John Henry Mackay [Mackay, John Henry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Swimming -- Juvenile fiction, Berlin (Germany) -- Fiction
Herausgeber: MOST Publishing
veröffentlicht: 2005-02-14T16:00:00+00:00
Denn seine Berechnung täuschte ihn nicht. Er konnte ruhig sein, daà ihn hier niemand suchte und fand. Die Schwimmklubs hatten sämtlich ihre bestimmten Abende in den anderen Bädern, an die sich ihre Mitglieder hielten, und sonst waren es immer dieselben paar Gäste, die den alten mürrisch-schweigsamen Bademeister abends aus seinem Winterschlaf für eine Weile aufstörten: ein fanatischer Naturmensch, der durch den tiefsten Schnee in bloÃen Sandalen herkam, um sich unter der kältesten Dusche zu erwärmen; ein uralter Doktor, Medizinalrat usw., der auf den Schlag der Stunde kam, sich geräuschlos entkleidete und seinen dürren Körper für genau zwei Minuten am untersten Ende des Bassins ins Wasser tauchte, wobei er sich krampfhaft an der Leiter festklammerte; ein kleiner Judenjunge, der auf den Befehl seiner Eltern kam, die es offenbar für sehr gesund hielten, wenn er sich nach langem Zaudern endlich entschloÃ, ins Wasser zu springen, einmal herumzuschwimmen und dann eine halbe Stunde lang noch bebend vor Angst und zitternd vor Frost mit bloÃen FüÃen auf dem kalten Steinboden zu stehen und mit groÃen, staunenden Augen Felders Sprüngen zuzusehen; und dann noch einer oder zwei von denen, die es "nicht lassen konnten"âkeine groÃen Schwimmer, aber passionierte Wasserratten, denen diese köstliche Erfrischung einer täglichen Hautreizung Bedürfnis geworden war.
Keiner von ihnen allen wuÃte, wer Felder war und was ihn hierher brachte. Er trug ein einfaches Trikot und eine Badehose ohne jedes Abzeichen, die er sich zu diesem Zwecke gekauft hatteâdas erstemal seit für ihn undenkbarer Zeit, daà er die blauweiÃen Farben seines Klubs nicht führteâ¦
Ein seltsames Bild, dieses jeden Abend: der nicht groÃe, aber hohe Raum halb im Dunkeln, nur schlecht beleuchtet von ein paar flackernden Gasflammen, und unregelmäÃig, oft kaum erwärmt. Das schwarze, stille Wasserbecken, eine hohle Tiefe ohne Grund. Hier und da hinter den verhängten Nischen ein vereinzelter Badegast, der sich langsam auszieht, langsam ins Wasser geht und langsam wieder heraus. Kein Rufen und Lärmen wie sonst in allen Bädernâkaum ein Gespräch; ein eisiges, unheimliches Schweigen, einzig unterbrochen zuweilen durch das plötzliche Schnauben des Dampfes, der an einer fehlerhaften Stelle der Wärmeröhren pfeifend herausschieÃt, um wie eine Sommerwolke schnell zu verfliegen. Dann kommt Felder, greift rasch mit einem kurzangebundenen "Guten Abend" nach seinen Sachen, steigt zur Galerie hinauf, wo er sich schnell entkleidetâund nach wenigen Minuten bereits hallt und rauscht das Wasser unter seinen ersten Sprüngen. Da gibt es nicht erst lange Abkühlung und Abreibung und bedächtiges Ãberlegen: ein einziges Emporstrecken der Arme, ein Dehnen des dampfenden Körpers, dann ein festes Aufsetzen, und er ist in seinem Element. Und nun bebt und dröhnt für die nächste Stunde das Sprungbrett wieder und wieder unter den unermüdlichen FüÃen, und das schlafende Wasser gurgelt und grollt leise bei den Sprüngen, die gelingen, wenn der Körper es wie ein Pfeil durchschneidet; und es knallt und spritzt hoch auf zu den Wänden bei denen, die miÃlingen und die ihn flach aufschlagen lassen, wie ein Brett⦠und es hat nicht Zeit mehr sich zu beruhigen, bis Felder endlich atemlos, rot wie ein Krebs und völlig erschöpftâeine Pause machen muÃ,
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